Ein Puzzle namens Paris

Ein Puzzle namens Paris

Besucher sollten die Seine-Metropole zu Fuß erkunden. So lernen sie sie am besten kennen – als eine Ansammlung von Dörfern und Stadtteilen.

Paris schmückt sich mit vielen Namen: Unter anderem ist sie die Stadt der Liebe und der Sünde, die Stadt der Mode und die Hauptstadt des Films: Noch einige Titel mehr wurden der vielbesungenen Seine-Metropole verliehen, aber keiner beschreibt sie wirklich umfassend in all ihren Facetten. Die berühmten Plätze, Gebäude und Museen sind ebenso typisch für diese einzigartige Stadt wie die hervorragende Küche, ein Einkaufsbummel auf den Champs-Elysées oder das aufregende Nachtleben.

Paris ist ständig in Bewegung, die Stadt scheint sich in einer ununterbrochenen Rushhour zu befinden. Wer Paris erkunden möchte, lässt das Auto also besser stehen, schließlich gibt es hervorragende Alternativen: Die nächste Métro-Station ist nie weiter als 500 Meter entfernt, und das Nahverkehrssystem der Seine-Metropole funktioniert schnell und zuverlässig. Seit 2006 gibt es sogar wieder eine Straßenbahn: Sie verbindet die südlichen Vororte von Paris miteinander. Weitere Tram-Linien sollen folgen.

Paris zu Fuß kennenlernen

Paris – durch meine Brille betrachtet

Vielleicht ungewöhnlich, aber auf jeden Fall hochinteressant ist es, Paris „á pied“ (zu Fuß) kennenzulernen. Beim Spaziergang durch die verschiedenen Arrondissements der Metropole merken Besucher sehr schnell, dass Paris nicht nur die mondäne Großstadt mit breiten Boulevards ist. Die französische Hauptstadt erweist sich eher als ein Puzzle aus sehr unterschiedlichen Dörfern und Stadtteilen, die besonders in den engen Straßen und Gassen ihre eigene Identität und ihr besonderes Flair entfalten.

Beispielsweise das Marais im vierten Arrondissement: Ein Spaziergang durch die Gassen des ehemaligen Adelsviertels am rechten Seine-Ufer starten Besucher am besten an der wunderschön gestalteten Place des Vosges, dem ältesten unter den großen Pariser Plätzen. Kunstfreunde kommen beim Bummel entlang der kleinen Galerien und Geschäfte ganz sicher auf ihre Kosten. Aber das Viertel bietet mehr: Unversehens findet sich der Besucher im jüdischen Paris wieder, dem sogenannten Pletzl. In der Rue des Rosiers sprechen viele Menschen jiddisch, die Angebote in den Geschäften und Restaurants sind selbstverständlich koscher. Nicht weit von dort entfernt, in der Rue du Bourg Tibourg, befindet sich das wohl schönste Teegeschäft von Paris: Das Mariage Frères mit seiner Riesenauswahl an Tees und Zubehör aus aller Welt ist ein Paradies für Freunde des Kultgetränks.

Boulevard über den Dächern

Auch das Viaduc des Arts an der Avenue Daumesnil im zwölften Arrondissement lädt zu einem Spaziergang ein. Mehr als 50 Geschäfte und Werkstätten haben nach der Restaurierung des ehemaligen Pariser Viadukts eine neue Heimat unter dessen neu verglasten Arkaden gefunden. Designer, Schmiede, Glasbläser und viele andere Kunsthandwerker lassen sich bei ihrer täglichen Arbeit über die Schulter schauen. Souvenirjäger werden hier sicher fündig. Auf dem Viadukt, also über den Dächern der Boutiquen und Werkstätten, verläuft die Promenade plantée, auf der Spaziergänger fast bis zum Bois de Vincennes gelangen.

La Dèfense – schön oder hässlich? Auf jeden Fall faszinierend.

Ebenfalls einen tollen Blick über die Stadt erhalten Besucher nach einer Fahrt im gläsernen Fahrstuhl von der Grande Arche, einem 105 Meter hohen Torbogen aus Glas und Marmor. Das Monument markiert den Endpunkt der Verlängerung der sogenannten „Königsachse“ Louvre – Champs-Élysées – Arc de Triomphe und steht in einem für Paris eher untypischen Viertel, in La Défense. Die Trabantenstadt gefällt zwar vielen Parisern nicht, aber beeindruckend sind ihre hypermodernen Wolkenkratzer, die sich im Westen der Stadt erheben, allemal.

Dörflicher Charakter

Auch wenn Montmartre als Rotlichtviertel gilt, dessen Image von Pigalle, dem Moulin Rouge und anderen Nachtclubs geprägt ist: Es lohnt sich durchaus, auch tagsüber einen Abstecher hierhin zu machen. Abseits der touristischen Pfade spüren Spaziergänger immer noch den dörflichen Charakter des ehemaligen Künstlertreffs, wo Generationen von Malern und Schriftstellern gelebt und gearbeitet haben. Von hier oben haben Besucher einen grandiosen Blick über die Stadt, der bekannteste Aussichtspunkt des Montmartre ist sicherlich die Basilika Sacré Coeur.

Um Paris ausgiebig zu erkunden, reicht ein Spaziergang natürlich nicht, aber ganz bestimmt erhalten Besucher der Stadt einen ersten Eindruck von der Vielfältigkeit der Metropole. Und ganz nebenbei lassen sich dabei zahlreiche Dinge entdecken, die selbst viele Reiseführer nicht kennen: eine ausgefallene Weinhandlung, ein interessantes Buchgeschäft oder eine ganz besondere Boutique. Also: Beim nächsten Aufenthalt in der Stadt der Liebe einfach einmal auf Entdeckungstour gehen!