Boomtown am River Liffey

Boomtown am River Liffey

Lebensfreude pur:
Dublin ist viel irischer, als es zunächst scheint.

Auf den ersten Blick scheint Dublin nicht besonders irisch zu sein. Von der Ruhe und Gelassenheit, die Besucher an der grünen Insel so schätzen, ist in der Hauptstadt der Republik Irland nichts zu spüren. Im Gegenteil: Dublin ist ebenso hektisch und laut wie viele andere Metropolen. Die Geschäftsleute auf der Grafton Street haben es genauso eilig wie ihre Kollegen im Londoner Bankenviertel, und Shopping im Powercourt Centre, der Westbury Mall oder dem Kilkenny Design Centre ist ebenso genussvoll-anstrengend wie in Paris oder Rom. Diese für Irland untypische Schnelllebigkeit ist besonders dem enormen wirtschaftlichen Aufschwung der Republik in den Jahren nach dem Beitritt zur Europäischen Union geschuldet. Er brachte Irland in Anlehnung an die asiatischen Tigerstaaten den Beinamen „Celtic Tiger“ ein und machte Dublin zur internationalen Wirtschaftsmetropole. „The Spire“ (die Spitze) ist das Symbol dieses neuen aufstrebenden Dublin. Die 126 Tonnen schwere stählerne Nadel reckt sich an der O’Connell Street 120 Meter hoch in den Himmel.
 

Geselligkeit und Livemusik

Auch wenn der „Keltische Tiger“ sich im Zuge der weltweiten Rezession zurzeit eher als schnurrendes Kätzchen geriert – Dublin steckt immer noch voller Vitalität. Diese Lebensfreude inmitten der Krise ist allerdings typisch irisch. In Dublin kommt sie besonders in den Pubs, Clubs und Restaurants an den Ufern des River Liffey zum Ausdruck. Geselligkeit und Livemusik gehören zum Dubliner Leben wie das Pint Guinness. Der „Black Stuff“ zählt neben Bands wie die Dubliners, Pogues und U2 zu den weltweit bekanntesten irischen Exportartikeln. Und das wird noch lange so bleiben: Sir Arthur Guinness, Namensgeber und Gründer der Brauerei an der St. James Gate, schloss den Pachtvertrag über sage und schreibe 9 000 Jahre ab. Für viele Dublinbesucher steht eine Visite des Guinness-Storehouse ganz oben auf dem Programm. Und ganz oben, im Pub des Storehouse, genießen sie dann auch bei einem Frei-Guinness den 360-Grad-Ausblick über die Dächer der Stadt.

Mulligan’s – meine Lieblingsadresse in Dublin

­

Freunde des Gerstensafts kommen in Dublin ohnehin auf ihre Kosten. Im Porterhouse (Parliament Street 18-19) etwa: Dub­lins erste Mikrobrauerei bietet exzellente eigene Bräus an.  Außerdem: Die Pubvielfalt konkurriert mit der Biervielfalt – nicht nur im Bezirk Temple Bar. Pubs sind die beliebtesten Treffpunkte, und ein Besuch gehört für viele Einheimische zum alltäglichen Ritual. Die meisten dieser Lokalitäten haben eine lange Tradition. Jeder Pub erzählt seine eigene Geschichte und verweist auf eine lange Liste prominenter Literaten oder Musiker, die sich hier ein Porter oder einen Jameson, den Dubliner Whiskey, schmecken ließen.

Hochklassige internationale Küche

Der wirtschaftliche Aufschwung hat sich zum Vorteil der Dubliner Restaurants ausgewirkt: Sie sind besser und vielfältiger geworden. Über den alten Witz, ein irisches Siebengängemenü bestehe aus einem Sechser-Pack Bier und einer Kartoffel, lacht niemand mehr: Mehrere mit prestigeträchtigen Sternen ausgezeichnete Restaurants belegen, dass die hochklassige internationale Küche in Dublin Fuß gefasst hat und keinen Vergleich zu scheuen braucht.

Historische Zeugnisse

Mehr über Dublin verraten die Zeugnisse irischer Geschichte. Sie sind überall in der Stadt, die im neunten Jahrhundert von Wikingern als „Dubh Linn“ (irisch „Schwarzer Tümpel“) gegründet wurde, zu finden. Besonders empfehlenswert ist ein Abstecher ins 1592 gegründete Trinity College, die renommierteste Universität der Insel. Der rund 65 Meter lange „Long Room“ in der alten Bibliothek des Colleges beherbergt rund 200 000 der ältesten Bücher Irlands, darunter das faszinierende „Book of Kells“. Das Evangeliar aus dem achten Jahrhundert liegt aufgeschlagen in einer Vitrine und präsentiert seine mit kunstvollen Bildern und keltischen Ornamenten verzierten Seiten. Zwei weitere Ausstellungsstücke machen den „Long Room“ interessant: die älteste Harfe Irlands, die an den gälischen König Brian Boru erinnert – der Sage nach ein Meister dieses Instruments –, und eine Kopie der Proklamation der Irischen Republik von 1916, die als wichtiger Schritt zur irischen Unabhängigkeit gilt.

Hurling – irischer geht’s nicht

Entspannung finden die Dubliner im Phoenix Park, dem größten Park der Stadt oder im zentral gelegenen St. Stephen’s Green. Sportbegeisterten sei ein Abstecher zum mehr als 82 000 Zuschauer fassenden Croke Park Stadium empfohlen, das den typisch irischen Sportarten Gaelic Football und Hurling gewidmet ist. Hurling ist keltischen Ursprungs und eine der schnellsten und härtesten Mannschaftssportarten der Welt. Die Begeisterung während der Spiele nimmt südländische Ausmaße an. Die Spieler sind mit einem hölzernen Schläger, dem Hurley, ausgerüstet. Ein damit geschlagener Ball kann bis zu 150 Stundenkilometer erreichen. Trotzdem tragen nicht alle Spieler Helm, Gesichts- und Mundschutz. Hurling ist der Nationalsport schlechthin – irischer geht’s nicht.